Anakreons Grab
Johann Wolfgang Goethe [1785 (?)]
Hugo Wolf [4.11.1888]

Wo die Rose hier blüht, wo Reben um Lorbeer
                                                sich schlingen,
Wo das Turtelchen lockt, wo sich das Grillchen
                                                ergötzt,
Welch ein Grab ist hier, das alle Götter mit Leben
Schön bepflanzt und geziert? Es ist Anakreons
                                                Ruh.
Frühling, Sommer und Herbst genoß der
                                                glückliche Dichter;
Vor dem Winter hat ihn endlisch der Hügel
                                                geschützt.

Tomba d'Anacreonte



Qui dove la rosa fiorisce, ove viti e lauri
                                                s'intrecciano,
dove mormora la tortorella e il grillo si diletta,

qual tomba è questa, che gli dei tutti con cura
hanno piantato e ornato di vita? È il riposo
                                                d'Anacreonte.
Primavera, estate e autunno godette il felice
                                                poeta;
dall'inverno l'ha infine posto al riparo la collina.


Freudvoll und leidvoll
Johann Wolfgang Goethe, Egmont [1787]
Ferenc Liszt [1860]

Freudvoll und leidvoll, gedankenvoll sein,
Hangen und bangen in schwebender Pein;
Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt;
Glücklich allein ist die Seele, die liebt.
Lieta e dolente



Lieta e dolente, pensosa,
sospesa e timida in trepidante pena;
divinamente osannante, mortalmente afflitta;
felice è soltanto l’anima che ama.


Ganymed
Johann Wolfgang Goethe, Hymnen [1774]
Franz Schubert, op.19 n.3 [1817]

Wie im Morgenglanze
Du rings mich anglühst,
Frühling, Geliebter!
Mit tausendfacher Liebeswonne
Sich an mein Herz drängt
Deiner ewigen Wärme
Heilig Gefühl,
Unendliche Schöne!

Dass isch dich fassen möcht
in diesen Arm!

Ach, an deinen Busen
Lieg ich, schmachte,
Und deine Blumen, dein Gras
Drängen sich an mein Herz.
Du kühlst den brennenden
Durst meines Busens,
Lieblicher Morgenwind!
Ruft drein die Nachtigall
Liebend nach mir aus dem Nebeltal.

Ich komm, ich komme!
Wohin? Ach, wohin?

Hinhauf! Hinauf strebt’s.
Es schweben die Wolken
Abwärts, die Wolken
Neigen sich der sehnenden Liebe.
Mir! Mir!
In eurem Schosse
Aufwärts!
Umfangend umfangen!
Aufwärts an deinen Busen,
Alliebender Vater!
Ganimede



Nello splendore del mattino
come intorno a me tu ardi,
primavera, adorata!
Con mille estasi d’amore
preme sul mio cuore
il sentimento sacro
del tuo eterno calore,
bellezza infinita!

Potessi prenderti
Fra queste braccia!

Ah, sul tuo seno
indugio, delirante,
e i tuoi fiori, la tua erba
fanno tumulto nel mio cuore.
Tu calmi l’ardente
sete del mio petto,
leggiadro vento mattutino!
Mi porti il tenero richiamo
dell’usignolo dalla valle di nebbia.

Vengo, vengo!
Dove? Ah, dove?

In alto! In alto sono attratto.
Volgono in giù le nuvole,
inclinano le nuvole
verso l’amore struggente.
A me! A me!
Nel vostro grembo
lassù!
Abbracciando, abbracciare!
In alto sul tuo petto
colmo d’amore, Padre!


Rastlose Liebe
Johann Wolfgang Goethe
Franz Schubert, op.5 n.1 [1815]

Dem Schnee, dem Regen,
Ddem Wind entgegen,
Im Dampf der Klüfte,
Durch Nebeldüfte,
Immer zu! Immer zu!
Ohne Rast und Ruh!

Lieber durch Leiden
Möcht’ich mich schlagen,
Als do viel Freuden
Des Lebens ertragen.

Alle das Neigen
Von Herzen zu Herzen,
Ach wie so eigen
Schaffet es Schmerzen!

Wie soll isch flieh’n?
Wälderwärts zieh’n?
Alles vergebens!
Krone des Lebens,
Glück ohne Ruh,
Liebe, bist du!
Amore senza pace



Per la neve, per la pioggia,
contro il vento,
nel vapore degli abissi,
nei veli della nebbia,
avanti, sempre avanti!
Senza pace e tregua!

In mille pene
preferirei dibattermi,
pur di non subire
tante gioie della vita.

Ogni affinità
da cuore a cuore,
ah, quanto dolore
infine procura!

Dove mai fuggire?
Nel folto di una selva?
Tutto è vano!
Coronamento della vita,
felicità senza requie,
Amore, sei tu!


Wanderers Nachtlied
Johann Wolfgang Goethe [1776]
Ferenc Liszt [1860]

Der du von dem Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest.
Ach, ich bin des Treibens müde!
Was soll all der Schmerz und Lust?
Süsser Friede,
Komm, ach komm in meine Brust!
Canto del viandante notturno



Tu che del cielo sei,
ogni pena, ogni dolore acquieti,
e chi è doppiamente misero,
di doppio conforto ricolmi.
Ah, sono stanco di tutti questi affanni!
A che tanto dolore e tanta gioia?
Dolce pace,
vieni, ah, vieni nel mio cuore!